Die funktionale Sicherheit spielt eine große Rolle im Bereich der eingebetteten Systeme
Die Komplexität eingebetteter Systeme nimmt stetig zu – ebenso steigen die Sicherheitsanforderung. Prof. Dr. Peter Fromm von der Hochschule Darmstadt erläutert im Interview die zunehmende Bedeutung der funktionalen Sicherheit für eingebettete Systeme und gibt praktische Ratschläge für die Safety-Entwicklung.
Sicherheit in der Embedded System Industry
Herr Fromm, wie definieren Sie funktionale Sicherheit?
Prof. Fromm: Der Kernpunkt ist hierbei sicherlich folgender: Wenn der Betrieb eines Systems die Umwelt und insbesondere den Menschen gefährden kann, müssen an dieses System höhere Anforderungen an die Zuverlässigkeit gestellt werden.
Können Sie ein Beispiel hierfür nennen?
Prof. Fromm: Aus meiner Sicht müssen wir hierbei sowohl sichere System – als auch Schutzfunktionen betrachten. Bei sicheren Systemfunktionen ersetzt man traditionelle – häufig mechanische Lösungen – durch elektronische Systeme. Ein Beispiel hierfür sind etwa »X-by-wire«-Systeme. Hier geht es im Wesentlichen darum, mit der neuen Technologie eine mindestens so hohe Zuverlässigkeit zu realisieren, wie im klassischen Ansatz.
Praktische Umsetzung funktionaler Sicherheit
Mit Hilfe der MISRA-Regeln wird im Automotiv-Bereich versucht, Fehler bereits beim Programmieren zu vermeiden. Was leisten die MISRA-Regeln und in welchen Punkten gibt es Nachholbedarf?
Prof. Fromm: MISRA ist sicherlich einer der besseren Programmierstandards und reduziert den C/C++-Sprachumfang auf ein sicheres und wohldefiniertes Subset – was sich auch daran zeigt, dass diese Norm in vielen Bereichen außerhalb des Automotive-Bereichs zum Einsatz kommt und mittlerweile sogar Eingang in das Curriculum von technischen Studiengängen gefunden hat.
Gerade wenn ich als Software-Entwickler MISRA entwicklungsbegleitend einsetze, kann ich Schwächen im Code bereits vor dem Review beheben. Aber auch MISRA ist kein Königsweg. Speziell Designfehler im Code sowie andere komplexere Probleme lassen sich damit nicht finden. Somit ist das menschliche Experten-Review weiterhin nötig und wichtig. Allerdings lässt sich der Fokus im Review dann auf die »spannenden« Probleme legen.